Auf Bundesebene mit Regierungs-Hochschulpolitik Beschäftigte leiden seit jeher darunter, dass es keine Durchgriffsperspektiven, keine wirklichen Steuerungsobjekte gibt. Das motiviert dazu, Förderprogramme aufzulegen, die aus Forschungsperspektive nicht nötig, manchmal sogar kontraproduktiv sind. Kaum etwas anderes die Exzellenzinitiative im Kern je gewesen. Interviewte man dazu Leute aus der Forschung, bekommt man stets Sätze wie, „eigentlich wäre es besser, wenn (all) das Geld im DFG-Normalverfahren vergeben worden wäre“, zu hören. Das zeigt, dass es, was einen zentralen Aspekt der Exzellenzinitiative angeht, einen zentralen, kaum auflösbaren, Konflikt von Wissenschaft und Politik gibt. Wissenschaft will Geld für Spitzenforschung (also für Forschung, die primär und nach Möglichkeit einzigst an Eigenrelevanzen orientiert ist), Hochschulpolitik hingegen (insbesondere die auf Bundesebene) will zeigen, dass ihr Bemühen einen Unterschied macht. Deshalb finden so viele in der regierungsaffinen Hochschulpolitik den Vorschlag einer Exzellenzprämie so blöd.
Dies ist einer der Gründe, warum seit Vorlage des Kommissionsberichts hektische Betriebsamkeit ausgebrochen ist, denn es gilt Gegenvorschläge zu schaffen, um bald die Debatte in gewünschte Richtungen lenken zu können. Die WissenschaftsministerInnen der Länder treffen sich alle zwei Wochen und wollen offenbar schon auf einer GWK-Sitzung Ende April ein Konzept beschließen lassen, das 40 bis 50 Cluster mit einem Fördervolumen von 3 bis 10 Mill. € vorsieht. Man darf gespannt sein, wie dabei die auch in der GWK vertretenen FinanzministerInnen da mitspielen.
Von den Zukunftskonzepten mag – wie es aussieht – keine der im Bund regierenden Parteien ablassen. Da ist das Wirksamkeitserleben eigenen Politiktreibens der Mehrheit der HochschulpolitikerInnen wichtiger als wissenschaftspolitische Rationalität, die z. B. Wert darauf legen würde, Arbeitskapazitäten nicht in einem aufgeblasenen Wettbewerb um (sog.) Schaufenstereffekte zu verausgaben. Das dafür nötige Narrativ hat in der Bundestagsausschussanhörung im Februar eine Stellungnahme des Vorsitzenden des Wissenschaftsrates Manfred Prenzel sowie eine von von Dagmar Simon geliefert: in Kurzform besagt es, Universitätsleitungen sei nicht zu trauen (Prenzel) und, die Dynamik die es gegeben hat, hätte es mit dem Imboden Vorschlag nicht gegeben (Simon) (zur Prenzel Stellungnahme s. auch Blogbeitrag vom 23.02.). Die VertreterInnen der Regierungsparteien werden sich, wie es derzeit scheint, auf beide Argumentationsschienen einigen können.
Derweil strickt das BMBF an einem Neuanlauf in Sachen Bundesuniversitäten, um so doch noch den CDU-Wunsch nach fünf Spitzenuniversitäten erfüllen zu können (meint jedenfalls der Tagesspiegel). Die Länder insbesondere die kleineren unter ihnen werden sich darüber kaum erbaut äußern, vielleicht aber ist ein Nachgeben hier den einen oder anderen Euro wert.
Es bleibt also alles, wie man es kennt. Schade nur das echte Probleme, wie das der Personalstruktur oder der Nachhaltigkeitsorientierung des Wissenschaftssystems unter dem Tisch der Hochschulpolitik landen.