Gestern war in der FAZ Hochschulpolitik auf der Frontseite, was selten genug vorkommt. Allein deshalb ist das ein Anlass hier was zu schreiben. Anlass des Kommentars ist nun der anstehende Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zur Fortführung der Exzellenzinitiative unter voraussichtlich anderem Namen. Die FAZ beklagt, nun hätte die Hochschulpolitik offenbar der Mut Unterschiede zu machen verlassen, man würde nun – wie eigentlich immer – wieder alle Unterschiede einebnen. Spitzenforschung solle nun nur noch eine von drei Säulen sein, auf der sich Finanzierung gründe, die anderen seien Profilbildung in welchen Bereichen auch immer, und regionale Vernetzung mit wem auch immer und was auch immer das sein solle. Und – noch schlimmer – künftig sollen nicht nur Universitäten, sondern schrecklicherweise auch andere Hochschulen an der Exzellenzinitiative partizipieren können. Auf gewollte Differenzierung würde nun also wieder Entdifferenzierung (Gleichmacherei) folgen, weshalb das Ziel, die internationale Konkurrenzfähigkeit deutscher Universitäten zu steigern, konterkariert werden würde. Dann aber plötzlich blitzt in dem Artikel die Ahnung auf, dass das Verfassen von Exzellenzanträgen vielleicht nicht echte Forschung sei und dass die Studierenden bislang recht wenig von der Exzellenzinitiative gehabt hätten und all das würde nun wieder so sein. Eine Berücksichtigung der Lehre in der künftigen (Nachfolge-)exzellenzinitiative sei aber wohl auch nichts Gutes, weil das bedeuten könnte, dass nun auch die Universitätslehre den Didaktikern zum Opfer fallen würde.
All dies ist eine seltsame Mischung hochschulpolitischer Ressentiments mit allgemeiner (Bildungs-)politikverachtung. Erstaunlich auch ist, dass die Verfasserin Heike Schmoll zu meinen scheint, bei der bisherigen Exzellenzinitiative sei es keinesfalls um Politik, vielmehr ausschließlich um wissenschaftliche Exzellenz gegangen. Ganz abgesehen davon, dass schon unklar sein muss, ob es bei Forschungsexzellenz eigentlich um die Exzellenz von Forschung oder die von Forschungsplänen geht, war ja offenkundig, dass es schon bei den vergangenen Runden der Exzellenzinitiative auch immer wieder um etwas ganz anderes gegangen ist, insbesondere, was die Zukunftskonzepte betrifft. Schließlich wurde dort neben dem Standort in einem bestimmten Bundesland immer wieder auch das hochschulfinanzpolitische Gebaren von Landeshochschulpolitiken prämiert. Rückblickend scheint es also eine der nennenswerten Leistungen der bisherigen Konzeption der Exzellenzinitiative gewesen zu sein, dass Journalisten meinen, es sei da ausschließlich um wissenschaftliche Exzellenz gegangen.
Erstaunlich an der Argumentationslinie des Kommentars ist, die Auffassung, bundesdeutsche Hochschulpolitik würde zu Entdifferenzierung der Hochschulen, gemeint ist Gleichmachen aller Hochschulen tendieren, und dass dies ganz schlecht sei. Schließlich ist in den letzten Jahren weniger ein Gleichmachen der Hochschulen zu konstatieren, als vielmehr ihr Gleichwerden in der technokratischen Bürokratisierung und im Kompetenzgerede von FunktionärInnen von Studium und Lehre. Den Unterschied sollte man schon bemerken können. Weiterhin war es ja bislang eines der besonderes Kennzeichen der deutschen Hochschullandschaft, dass man überall, gleich wo man ein Studium aufnahm, davon ausgehen konnte, es mit zumindest vertretbaren Studienangeboten zu tun zu bekommen; mit anderen Worten, etwas gutes am deutschen Hochschulsystem war, dass man nirgendwo damit rechnen musste, ein richtig furchtbar schlechtes Studium durchlaufen zu müssen. Das ist etwas, auf das man stolz sein kann. Mir war auch nie verständlich, warum die internationale Sichtbarkeit von zwei oder drei Universitäten es wert sein sollte, diesen Konkurrenzvorteil in der Fläche aufzugeben.
Das von Heike Schmoll beklagte Schwinden einer Differenzierung von Universität und Fachhochschule ist etwas ganz anderes. Es wird auch nicht dadurch befördert werden, dass ehemaligen Fachhochschulen ihrerseits in der Lage versetzt werden, einen exzellenzähnlichen Status erringen zu können, denn tatsächlich scheint mir eher das Gegenteil der Fall zu sein. Denn wenn diese Einrichtungen im Rahmen des allfälligen academic drift versuchen, wie die Universitäten zu werden, werden sie immer die schlechteren Hochschulen oder die Hochschulen der Schlechteren sein, beides sind sie aber nicht und beides wäre für sie auch nicht gut.